Cardano möchte mit seiner neuen Sidechain einen Spagat zwischen Privacy und Regulierung ausführen. Legal und geheim – passt das wirklich zusammen? Was ist bislang über das Projekt, welches die Kompatibilität zwischen Anonymität und staatlicher Gesetzgebung erhöhen soll, bekannt?
Datenschutzbasierte Blockchain
Ein Blick auf die firmeneigene Webseite gibt Einblicke in die von Input Output Global, kurz IOG, entwickelte Sidechain. Midnight wird dort als datenschutzbasierte Blockchain definiert. Sensible persönliche wie kommerzielle Daten sollen geschützt werden. Weiterhin soll die Blockchain zu einer Wahrung der Grundfreiheiten der Meinungsäußerung und des Handels beitragen.
Weiterhin ist bekannt, dass die Blockchain mit DUST ihren eigenen Security-Token mitbringen wird. Um die Privatsphäre der User zu gewährleisten, sollen anonymisierte Smart Contracts eingesetzt werden.
Midnight als Problemlöser
Im Krypto-Space werden Privatsphäre und Datenschutz mit besonders heißen Eisen angefasst. Das Problem dabei: Die bestmögliche Anonymisierung von Vorgängen bedeutet gleichzeitig den Entzug der entsprechenden Regulierungen. Indem Behörden durch Genehmigungen mit einbezogen werden, will Midnight eine Lücke schließen.
Wie der Spagat letztlich gelingen soll
Hier kommen eine Reihe neuer Features in Betracht. Die Blockchain basiert auf Zero-Knowledge-Proofs. Diese sogenannten ZK-Proofs sind zur Verschlüsselung von Transaktionen gedacht.
Beispiel: Person A möchte ein Passwort von Person B. Person B möchte das Passwort aber aus Gründen des Datenschutzes nicht herausgeben. Somit gibt Person B lediglich Informationen preis, die keinen Zweifel daran erkennen lassen, dass Person B das Passwort kennt.
Private Smart Contracts – das Ass im Ärmel
Mit seinen privaten Smart Contracts landet Midnight einen wahren Clou. Wie Hoskinson verdeutlicht, funktionieren diese so, dass anstelle des privaten Coins ein Vertrauensrahmen geschaffen wird. Die Einsehbarkeit der Smart Contracts ist von Protokollseite festgelegt. Damit bleiben private Smart Contracts flexibel. Der User kann selbst bestimmen, wie viel Einsicht in die eigenen Transaktionen Dritten gewährt wird.
Meinungen und Kritiken
Das von Hoskinson und seinem Team geplante Vorhaben findet allerdings nicht nur Bewunderer. Kritiker zweifeln an der Sicherheit ihrer Daten und befürchten für Regulatoren Hintertüren. In Layer-2-Lösungen verstecken sich nicht selten Sicherheitslücken.
Ein weiteres, im Netz nicht unbekanntes Problem steht ebenfalls im Raum: Wenn jemand einen Smart Contract für zu transparent hält, muss der Vertrag nicht eingegangen werden.
Es könnte zu einem ähnlichen Effekt kommen, wie uns aus den AGBs diverser Web-Anwendungen bekannt ist. Daten müssen nicht abgegeben werden. Allerdings ist ein System-Ausschluss die Folge. Die meisten Arbeitsplätze sind auf die Nutzung derartiger Dienste ausgerichtet. Mit Spannung zu erwarten bleibt, ob es mit Zero-Knowledge-Proofs gelingen kann, die Probleme in der konkreten Anwendung aus dem Weg zu räumen.